Dr. Stefan Schneider berichtet am 10. November 2013 um 16:00 Uhr im Clubhaus des ASC/WSVB im Rahmen des ersten FSKB-Vortrags dieser Wintersaison über seine Erfahrungen, die er mit seinem 15er Jollenkreuzer auf der Masurischen Seen gesammelt hat:
Auf den Masurischen Seen im nord-östlichen Teil Polens hatte Dr. Schneider 1992 auf einem Charterboot einen schönen Urlaub verbracht. Hier nochmals dort mit dem eigenen Boot zu segeln und dann den Heimweg auf dem wenig bekannten Wasserweg über die Pisa, die Narew, die Weichsel, die Notec und die Warthe anzutreten, war schon lange sein Plan.
Im Jahr 2011 passte alles zusammen, so dass er die Reise antreten konnte, Ein Freund bringt ihn und seinen 15 er Jollenkreuzer TakToJest (Polnisch für: „Ja, so ist das!“) nach Masuren und den Trailer leer wieder zurück nach Berlin. Dr. Schneider hat 6 Wochen ohne Termine für seinen Wunschtörn. Geslipt wird in Gizycko und auf geht es in die masurischen Seenplatte.
Schnell musste er den Unterschied zu seinem ersten Masurentörn feststellen:
„Das abendliche Segeln auf dem Ryn-See Richtung Mikołajki war einerseits schön wegen der umwerfenden Landschaft und dem schönen Sommerwetter, andererseits eine Tortour, weil im Abstand von Minuten hochmotorisierte Motorboote mit Höchstgeschwindigkeit das Wasser durchpflügten und mit ihrem Schwell und Lärm blanken Terror verbreiteten.“
Deshalb sucht er Immer wieder Ankerplätze abseits der Marinas. Dabei entwickelt er ein erfolgreiches Ankermanöver: „Mit dem Liegeplatz in Lee liegend stelle ich das Boot in den Wind, nehme das Großsegel runter und steuere nur unter Fock den Liegeplatz langsam an. Dann fällt der Heckanker, die Ankerleine läuft langsam ab und mit dem letzten Windhauch bin ich an der Insel. Aber nur fast. Vier Meter fehlen noch. Das Schwert, das ich nicht ganz hochgenommen hatte, bremste mich. Ich hole den Klappdraggenanker aus der Bilge und knote eine lange dünne Leine daran. Jetzt habe ich einen Wurfanker, der bereits beim ersten Versuch an Land verfängt. Jetzt das Schwert hoch, und ich kann mein Boot mit beiden Ankern so positionieren, dass ich gut in der Läcke fast an Land liege. Das mit dem Wurfanker am Bug werde ich mir merken für weitere Einhand-Anlegemanöver. Ich bin zufrieden, genieße den seglerischen Feierabend, lese und höre Musik.“ Weiter geht’s. Auf den nächsten Etappen müssen auch einige Brücken passiert werden.
Segel runter, Mast gelegt, unter Motor durch die Brücke, Mast stellen, Segel setzen, weitersegeln. Das ganze Manöver dauert ganz in Ruhe ausgeführt weniger als eine Stunde und wird zur Routine und insgesamt auf der Reise 23 mal notwendig. Der Rückweg beginnt auf der Pisa, dem kleinsten Fluss, aber mit der größten Strömung von 5 km/h. Enges Fahrwasser und im Fluss liegende Bäume erfordern höchste Konzentration. Nach 9 Stunden ist diese Passage bewältigt. Da Warschau auf dem Plan stand, ging es 9 Flusskilometer die Weichsel stromaufwärts. Eine Herausforderung für den AB. Mit Vollgas geht es nur Meter um Meter gegen an. Dann die erste Brücke: „Die Höhe ist mit 8 Meter nochwas angegeben. Nur, worauf bezieht sich diese Angabe? Wir haben Hochwasser, und ich habe eine Höhe von 8 Metern. Naja, 7 Meter 80. Vielleicht 7 Meter 70. Ich reduziere die Fahrt, und es macht nicht krax und knisch, ich habe noch gut einen Meter Luft und ich komme durch“
Die nachfolgenden Etappen waren weniger aufregend. Nach insgesamt 1570 km – (520 km auf den masurischen Seen, 1050 km auf dem Rückweg 30 Schleusen und 23 Mastlegungen) erreicht er ohne größere Probleme seinen Heimathafen in Berlin – Schmöckwitz-.
Erwarten wir einen Bericht über ein relativ unbekanntes Revier, das aber für unsere Trailerboot-Urlauber interessant sein könnte.
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