Die beiden Schwestern Ulrike und Astrid Ewe berichten am 27. Januar 2013 um 16:00 Uhr im Clubhaus des Yachtclub Lister im Rahmen des zweiten FSKB-Vortrags dieser Wintersaison über Ihre Erfahrungen über ihre Erfahrungen der „Adventure Race 80 dg-Regatta“, die sie in den hohen Norden führte:
Der von der Segelkameradschaft „Das Wappen von Bremen“ für anspruchsvolle und außergewöhnliche Reisen verliehe „Goldene Kompass“ hat unter Seglern die gleiche Wertigkeit wie der „Oscar“ in der Filmbranche.
Bereits vor sieben Jahren wurden sie für ihre Atlantikumrundung ausgezeichnet.
Die beiden Schwestern begannen ihre ersten Segelschritte auf dem Schiff ihres Opas, einer Optima 83. Danach war eine Dehler 31 das Familienschiff und mit etwa 20 Jahren skipperten sie im gesamten Ostseeraum, Schottland, Irland. 2003 kauften sie als Eignergemeinschaft die „LUNA“ eine Stahlslup 11,5 m, Knickspant mit gemäßigtem Langkiel.
Trotz der räumlichen Distanz – Astrid lebt in Berlin und pendelt im Winter nach Braunschweig zum Winterlager der LUNA, Ulrike lebt in Braunschweig und hat es nicht so weit, funktioniert die Gemeinschaft auch noch nach neun Jahren.
Sie entdeckten die Faszination des Nordens und ihre Törns führten sie 2007 nach Spitzbergen und 2009 Jan Mayen.
Die diesjährige Auszeichnung wurde verliehen für eine Reise in extrem nördliche Breiten. Bis auf 82°, 18′ N führte die LUNA die 2200-Seemeilen-Etappe der Regatta „Adventure Race 80 dg“ von Archangelsk nach Murmansk. So weit nördlich war bisher kein Segelschiff gekommen. Die Eisfahrt bedurfte nach Ansicht der Jury besonders guter Seemannschaft und Vorbereitung
Die „Regatta“ findet in zwei Teilen statt.
Teil 1: von St. Petersburg nach Archangelsk verläuft als Flottillenfahrt.
Teil 2: als Wettfahrt von Archangelsk nach Franz-Joseph Land und von dort nach Murmansk.
Bereits die Vorbereitungen waren anspruchsvoll. Aus Sicherheitsgründen wurden ein Kollisionsschott und Überlebensanzüge an Bord genommen. Zudem mussten spezielle Genehmigungen eingeholt und Formalitäten erledigt werden. Auch musste sich die Crew in die anspruchsvollen Wetter- und Eisbedingungen einarbeiten. Diese Route ist als Einzelfahrer durch die vielfältigen Genehmigungen so gut wie gar nicht machbar.
Ernüchterung in der Barentsee:
Alles nass, Heizung geht nicht, Wind bei 8 Bft (Böen bis 9 Bft), See geht ständig übers Deck, Bilge voll Wasser (woher? Problem trotz diverser Verbesserungen leider immer noch nicht behoben.). Wer nicht auf Wache ist schläft. Küche bleibt bis auf Tee kalt, wir schonen unsere Vorräte.
Erste Ziellinie auf 80 ° Nord wird am 24. 07, um 00.46 Uhr Lokalzeit bei Nacht und Nebel erreicht.
Zwischenstopp auf Solsbey Island Die Sonne scheint. Baden bei 0,4 Grd Wassertemperatur.
Besuch der nördlichsten Station der Welt auf Rudolfa Island.
Auf dem Wege nach Murmansk:
„Zeitweilig ist der Nebel so dicht, dass wir zu zweit Ausschau nach Eis halten müssen. Die kleinen Brocken machen dem Rumpf zwar nichts aus, aber es scheppert, wenn sie an der Bordwand entlang schrammen und wir haben Angst um den Propeller.“
Ziel erreicht nach 6 Tagen.
Die LUNA wurde zum Sieger erklärt und natürlich gebührend gefeiert.
Dann wird es wieder ernst sie schwitzen mit Zoll und Emigration über den Papieren,. Formulare werden ausgefüllt, Kopien gefertigt, gestempelt, telefoniert, Fragen über Fragen, Erklärungen, lange Gesichter. Irgendwann sind die lästigen Formalitäten erledigt kann die Rückreise via Nordkap angetreten werden.
Mit der Anreise nach St. Petersburg und der Rücktour längs der norwegischen Küste wurden in 110 Tagen ca. 6000 sm zurück gelegt.
Freuen wir uns auf einen Bericht über ein unbekanntes Revier, interessante menschliche Begegnungen und seemännische (-frauische) Herausforderungen.
Gäste sind wie immer herzlich Willkommen, es wird kein Unkostenbeitrag erhoben.